Stoppt die Vorratsdatenspeicherung

Warum es keine guten Windows-Sysops gibt

Als erstes wird der ein oder andere hier einwerfen, daß es eigentlich garkeine Windows-Sysops gibt. Diese mausschupsenden PC-Neustarter als Sysops zu bezeichnen gehe nun wirklich etwas weit, allenfalls könnte man sie Klickops nennen. Obwohl ich hier nicht wiedersprechen kann, wollen wir im folgenden solche sprachlichen Detailfragen außen vor lassen.

Zurück zur Kernfrage: warum gibt es keine guten Windows-Sysops.

Ein wirklich guter Sysop gibt sich mit dem Zustand »Es funktioniert und keiner weiß warum.« bzw. »Es funktioniert nicht und keiner weiß warum.« nicht zufrieden, er will wissen warum es funktioniert oder eben nicht funktioniert. Diese Neugier macht einen guten Sysop aus. Nur wer sich die Mühe macht zu ergründen wie etwas funktioniert, ist auch in der Lage Probleme gezielt, effizient und sauber zu lösen.

Und an diesem Punkt hakt es bei Windows leider aus. Windows ist Closed-Source und Redmond ist mit Informationen über die Funktionsweise von Windows, wie soll ich sagen, recht zurückhaltend 1. Unter Linux dagegen kann jeder der es will, die Funktionsweise bis ins Detail nachvollziehen. Mit Windows bleibt es meist bei dem oben bereits erwähnten »Es funktioniert und keiner weiß warum / Es funktioniert nicht und keiner weiß warum«, ein für einen richtigen Sysop zutiefst unzufriedenstellender Zustand.

Jeder Sysop mit etwas Neugier, Forschergeist und Ambitionen, also kurz jeder der sich nicht damit zufrieden gibt, daß ihm sein Arbeitgeber am Monatsende das Gehalt überweist, während er die Tage bis zur Frühpensionierung zählt, sprich jeder gute Sysop, wird sich nach einem befriedigenderen Tätigkeitsgebiet umsehen und über kurz oder lang zu einem anderen Betriebsystem wechseln.

Erschwerend kommt hinzu, daß die Arbeit eines Windows-Adminstrator nicht gerade durch Abwechslung glänzt. Durch geduldiges Beobachten freilebender Klickops konnte ich feststellen, daß ein erfahrender Windows-Adminstrator bei auftretenden Problemen garnicht erst versucht das Problem zu finden und zu lösen. Vermutlich weiß er, daß dies ein hoffnungsloses Unterfangen wäre. Stattdessen werden einfach Windows und alle nötigen Anwendungen neu installiert. Die dabei anfallenden Aufgaben sind im Groben folgende:

  1. CD's einlegen/wechseln

  2. fluchen

  3. Windows rebooten (Klickops nennen das Neustarten: es klingt dann nicht ganz so peinlich.)
Beim zweiten Punkt bin ich mir nicht sicher ob er wirklich zur Installationsprozedur gehört oder nur dazu dient die anwesenden Windows-Benutzer zu beeindrucken.

Die höhere Kunst des Windows-installierens scheint indes darin zu liegen den Rechner oft genug zu rebooten. Faustregel: nach dem Einlegen einer CD, nach der Installation von irgendwas, nach dem Ändern irgendwelcher Einstellungen und nach dem An- oder Abstecken von irgendwas. Wer auf Nummer sicher gehen will rebootet vorsichtshalber dazwischen noch ein paar mal. Überhaupt scheint rebooten, das Allheilmittel für jegliche Probleme zu sein, die auf, mit und um Windows auftauchen 2. Das diese Tätigkeit(en) einen geistig halbwegs beweglichen Menschen auf Dauer nicht ausfüllen ist verständlich und trägt wohl seinen Teil dazu bei die Menge der Windows-Administratoren und die der guten Sysops disjunkt zu halten.

Mit diesen Erkenntnissen können wir die Windows-Administratoren nun in zwei Kategorien einteilen:

  1. erfolgversprechende Frischlinge, die mit zunehmender Erfahrung eine zunehmende Tendenz weg-von-Windows entwickeln werden und sich bevor sie wirklich gut sind einem Betriebssystem zuwenden, daß seine Bezeichnung zu recht trägt.

  2. unfähige Klickops, die Windows auf Dauer erhalten bleiben werden.

Daß läßt sich zu folgender Aussage zusammenfassen:

Windows-Administratoren sind entweder schlecht oder noch nicht gut.


1 Wahrscheinlich weiß auch in Redmond niemand so genau wie das eigentlich funktioniert und warum es so oft nicht funktioniert. Irgendwie habe ich immer den Verdacht MS bastelt eifrig neuen Code um alten Code herum, von dem keiner mehr weiß wie er funktioniert, geschweigedenn, daß sich jemand trauen würde ihn anzufassen. Auf diese Weise entsteht, um einen immer größer werden Kern alten Codes der langsam verrottet, Schale um Schale neuer Code und der Anteil des Codes von dem irgendwer weiß wie er funktioniert nimmt monoton ab.

2 Nicht umsonst mißt man die Leistungsfähigkeit von Windows-Administratoren in Neustarts pro Stunde und Rechner.

M G Berberich · berberic@fmi.uni-passau.de · 2001-03-31